Sonntag, 10. Februar 2013

Friedrich Wilhelm II. an Kant 1794



Friedrich Wilhelm II. (1744-1797)



"Von Gottes Gnaden Friedrich Wilhelm, König von Preußen etc. etc.
Unseren gnädigen Gruß zuvor. Würdiger und Hochgelahrter, lieber Getreuer! Unsere höchste Person hat schon seit geraumer Zeit mit großem Mißfallen ersehen: wie Ihr Eure Philosophie zu Entstellung und Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der Heiligen Schrift und des Christentums mißbraucht; wie Ihr dieses namentlich in Eurem Buch: "Religion innerhalb den Grenzen der bloßen Vernunft", desgleichen in anderen kleineren Abhandlungen getan habt. Wir haben Uns zu Euch eines Besseren versehen; da Ihr selbst einsehen müsset, wie unverantwortlich Ihr dadurch gegen Eure Pflicht als Lehrer der Jugend und gegen Unsere, Euch sehr wohl bekannten, landesväterliche Absichten handelt. Wir verlangen des ehesten Eure gewissenhafteste Verantwortung und gewärtigen Uns von Euch, bei Vermeidung Unserer höchsten Ungnade, daß Ihr Euch künftighin nichts dergleichen werdet zuschulden kommen lassen, sondern vielmehr Eurer Pflicht gemäß Euer Ansehen und Eure Talente dazu anwenden, daß Unsere landesväterliche Intention je mehr und mehr erreicht werde; widrigenfalls Ihr Euch, bei fortgesetzter Renitenz, unfehlbar unangenehmer Verfügungen zu gewärtigen habt.
Sind Euch mit Gnade gewogen.
Berlin, den 1. Oktober 1794.
Auf Seiner Königl. Majestät allergnädigsten Spezialbefehl.
Wöllner.
ab extra. Dem würdigen und hochgelahrten Unserem Professor auch lieben getreuen Kant zu Königsberg in Preußen.
praesentat. d. 12. Okt. 1794."

aus: Kant, Immanuel: Der Streit der Fakultäten (1798), Vorrede.

....zur Befüllung des Blogges und zur Erheiterung des geneigten Lesers.

Freitag, 8. Februar 2013

Begrüßung

Es ist soweit! Ich starte meinen eigenen Blog. Herzlich Willkommen!

Ziele:
Darüber muss ich nochmal nachdenken!

Musikalische Entdeckung des Tages (Nr. 1: Adolph von Henselt)

Wie viele Komponisten es wohl gibt, deren Werk in Vergessenheit geraten ist? Wer weiß es..... Fest steht: Zu groß ist die Zahl derer, die vergessen worden sind. Ich halte dies für ein wirkliches Unrecht! Daher sei ein Ziel meines Blogs, die Namen der Vergessenen zu nennen und ihr Werk auf diesen Seiten vorzustellen.

Und wir steigen gleich ein mit einem Komponisten, dessen Musik einem sofort bekannt vorkommt. Leider denkt man dann nicht an ihn, sondern an seinen großen Zeitgenossen: Frédéric Chopin, dem Meister der Nocturnes. Nur wenige erkennen, dass diese Stücke nicht von dem wunderbaren polnisch-französischem Pianist und Komponisten sind. Nur wenige wissen, dass diese kleinen Klavierstücke von einem Mann stammen, den man schon zu seiner Zeit nicht zu Unrecht den "deutschen Chopin" nannte. Sein Name: Adolph von Henselt.


Adolph von Henselt (1814 - 1889)



Zunächst ein kurzer Hinweis: Die von mir empfohlenen Stücke können alle bei youtube gehört werden. Aus urheberrechtlichen Gründen verlinke ich sie - bis auf eine Ausnahme - nicht auf meinem Blog. Ich schreibe die youtube-Nutzer, die das Video hochgeladen haben, sowie ein paar Stichworte, der Erleichterung des Findens wegen, hinter das jeweilige Musikstück.

Das erste Stück ist aus den Douze Études caractéristiques de concert op. 2, die Henselt 1838 veröffentlichte und dem König von Bayern widmete. Nr. 11 trägt den wunderschönen Titel "Schläfst Du, mein Leben?" (hochgeladen von 'Hexameron'; Stichworte: 2 11 Henselt). Das nächste Stück ist auch aus op. 2. Es ist überschrieben mit "Wenn ich ein Vöglein wär" und trägt die Nr. 6. Es gibt eine sehr schöne Interpretation von Rachmaninow (hochgeladen von 'Hexameron' - Stichworte: If a bird I were Rachmaninov). Bei den Douze Études caractéristiques de salon, op. 5. handelt es sich um eine weitere Sammlung kleiner musikalischer Perlen, die thematisch denen aus op. 2 ähneln: Es geht, wen wundert's, um die Liebe. Nr. 10 trägt den Titel "Verlorenes Glück" (hochgeladen von 'Hexameron'; Stichworte: 5 10 happiness). Bevor wir zu Henselts eindrucksvollem Klavierkonzert op. 16 kommen, hören wir nun tatsächlich eines seiner Stücke hier auf meiner Seite. Es heißt "La Gondola" (op.13,2) und ist mein absolutes Lieblingsstück für Piano solo von von Henselt. Lauschen wir dem großartigen Vladimir de Pachmann in einer großartigen Aufnahme aus dem Jahr 1925 (oder '26):






Noch eine Anmerkung zu diesem Video: Da dieser großartige russische Pianist mit deutsch-jüdischen Wurzeln 1933 verstarb, kann ich seine Aufnahme aufgrund des Ablaufes der urheberrechtlich relevanten 70-Jahrefrist bedenkenlos auf diesem Blog verlinken.

Zum Abschluss kommen wir nun zum Klavierkonzert von Adolph von Henselt, das jedem Kenner klassischer Musik Respekt abnötigen wird: Zwei Einspielungen sind mir bekannt, beide halte ich für gelungen: einmal mit Michael Ponti am Klavier und der Philharmonia Hungarica unter der Leitung von Othmar Maga (hochgeladen von 'deviantrake'; Stichworte: Ponti Henselt 16 1). Die andere Aufnahme entstand mit Marc-André Hamelin am Klavier. Ihm haben wir die Einspielung einer ganzen Reihe von Klavierwerken vergessener Komponisten zu verdanken; doch dazu ein anderes Mal mehr. Hamelin wird vom BBC Scottish Symphonic Orchestra unter der Leitung von Martyn Brabbins begleitet (hochgeladen von 'ClasseClassica'; Stichworte: Classeclassica Henselt). Der zweite Satz beginnt mit einem feinfühligen Klarinetten-Solo, das dem Mozartschen Konzert KV 622 entnommen sein könnte. Auch der energische dritte Satz ist absolut hörenswert!

Ist diese Musik nicht wunderschön? Sie muss unbedingt wieder auf den Konzertbühnen zum Erklingen gebracht werden!



Henselt Postkarte
Adolph von Henselt (1814 -1889)